Karibik Frühjahr 2014

Tyrell Bay – Carriacou – Grenada

26.05.2014

Ahoi an alle fleißigen Leserinnen und Leser

Es ist mittlerweile Ende Mai geworden und mein Skipper bewegt uns langsam, ganz langsam Richtung Grenada. Man merkt deutlich dass sich die Segelsaison schrittweise dem Ende nähert. Es sind kaum mehr Charterschiffe unterwegs und die Buchten sind leer. Wer von Euch vielleicht die Admiralty Bay auf Bequai kennt, weiß was sich hier im Winter abspielt. Hunderte Schiffe liegen hier vor Anker oder an Bojen, letzte Woche haben wir in der riesigen Bucht gezählte 11 Schiffe gesehen.

Schade ist auch das viele schöne Flecken mittlerweile fast verwahrlost sind. Erschreckend war die Blue Lagoon auf St. Vincent. Eine ehemalige Charterbasis mit Hotelanlage und Restaurants – eigentlich die einzig wirklich sichere Bucht auf St. Vincent – komplett verwahrlost, alle Gebäude kaputt, teilweise wird zwar repariert aber kaum ohne Plan, zumindest ist keiner Erkennbar. Ähnliches findet man überall. Die Leute sind zwar freundlich und freuen sich wenn man ankommt und mit ihnen plaudert, aber man merkt überall das sie mit der Wirtschaftslage schwer zu kämpfen haben.

Die Inseln haben mittlerweile auch nicht mehr das wundervolle sattgrün, sondern sind braun und trocken. Obwohl es trotzdem hie und da regnet, reicht die Wassermenge offensichtlich nicht mehr aus um genug Feuchtigkeit zu bringen.

Dafür sind Wanderungen über die Inseln nicht mehr ganz so anstrengend und schweißtreibend obwohl mein Skipper und unser Leichtmatrose trotzdem jedes Mal waschelnass zurückkommen.

Benny hat sich bestens bewehrt und ist ei perfekter Wachhund geworden, wenn es ums Schiff geht. Kaum einer, der auf manchen Inseln doch lästigen Bootboys, kommt zu uns, denn der Respekt vor einem wütend bellenden schwarzen Zotteltiers ist doch hoch. Und das ist auch gut so 🙂 Ausgewählte Händler kennt er mittlerweile und selbst die fragen schon von weitem laut ob sie näher kommen dürfen.

Wir sind derzeit in der Tyrell Bay auf Carriacou, der nördlichsten Insel von Grenada und genießen die Ruhe. Ruhe ja, ich weiß nicht ob es heuer allen so gegangen ist, aber seit wir Mitte Dezember hier angekommen sind durfte ich nur sage und schreibe zwei Tage unter voller Besegelung aller drei Segel durch die Inselwelt hüpfen. Meine beiden Wingakersegel sind seit der Atlantiküberquerung überhaupt nicht mehr ausgepackt worden. Wir haben permanent über 25 Knoten Wind und sehr, sehr böig. Mein Skipper meint im Vergleich zu seinem letzten Karibikaufenthalt 2010/2011 ist auch hier der Wind wesentlich anders. Vielleicht eine Täuschung aber im Großsegel liegt ständig das erste Reff eingebunden und beide Vorsegel Genua und Kutter gemeinsam kommen nur äußerst selten zum Einsatz. Trotzdem oder vielleicht auch deshalb ist es ein herrliches Segelrevier, wenn man mit der Zeit die Tücken der Kaps und Inseln kennt. Es ist uns nicht nur einmal passiert, das im Lee verschiedener Inseln der Wind unvermittelt von fast Null auf plötzliche 6 bis 7 Windstärken daherkommt. Man gewöhnt sich daran und stellt sich darauf ein.

Einen Vorteil hat das ganze, meine beiden Dieseltanks sind bis heute noch fast voll. Mein Motor kommt nur zum Wassermachen sowie beim Ankern zum Einsatz.

Viele Bekannte sind mittlerweile auch abgereist, teilweise zurück nach Europa, teilweise weiter Richtung Pazifik. Wir wünschen allen fair winds und eine entspannte Reise. Aber auch weiter in den Süden wo wir hoffentlich im Sommer einige wiedertreffen werden

Cinderella mit Dagmar und Franz, Voodoochile mit Ulli und Peer, Tifricat mit Gitti und Fritz – wir hatten schöne gemeinsame Erlebnisse und tolle Erinnerungen sind geblieben.

Tja und ich freue mich schon auf Grenada, da komme ich endlich wieder für kurze Zeit aus dem Wasser und bekomme hoffentlich einen neuen Anstrich. Mein Skipper pflegt und hegt zwar mein Unterwasserschiff regelmäßig aber trotz alldem kann man zusehen wie der Bewuchs nach jeder Reinigung innerhalb von Tagen wieder zunimmt.  Der Freediver – der relativ einfache Tauchkompressor hat sich für diese Arbeiten bestens bewährt, trotzdem braucht mein Skipper für die Reinigung jedes Mal fast einen vollen Tag.

Auch der neue Windgenerator ist schon an Bord und wird in Grenada fertig montiert. Dort hofft mein Skipper auch endlich das leidige Problem mit der an meinem Rumpf anliegenden Spannung lösen zu können. Bisher waren ja aller Versuche dahingehend wenig erfolgreich.

Der reparierte Wellengenerator kommt auch nach Grenada, sodass dann die Stromversorgung hoffentlich wieder so Problemlos wie am Anfang läuft.

Trotz aller Arbeiten ist mein Skipper wieder zum Lesewurm geworden – der er früher ja schon einmal war, du es sieht s au als genießt er das in vollen Zügen.

Schade ist auch das der Plan Venezuela im Sommer leider nicht machbar ist, aber die Lage an der Nordküste ist einfach zu Risikoreich, um dieses schöne Land besuchen zu können. Vielleicht in einem der kommenden Jahre.

Ich hoffe – und meine Crew ebenfalls, das es euch allen gutgeht und ihr uns auch das Eine oder Andere aus der Heimat erzählen könnt.

Liebe Grüße aus der Karibik

Eure Selivra & Crew