Karibik Juli 2014 – Hält der Anker bei 60 Knoten Wind?

Prickly Bay – Grenada

Ahoi aus Grenada

Für alle die es wirklich interessiert – es geht uns blendend

Mittlerweile ist endlich auch Bordfrau Doris eingetroffen und hat den ersten Kulturcrash vorläufig einmal überstanden. Nur die wechselnden Wetterbedingungen – tagsüber mindestens 28°C in der Nacht 26°C und immer wieder starke Regenfälle – liquid sunshine – machen ihr Anfangs ein paar unerwartete Schwierigkeiten. Aber nach dem auch die Fische sie mittlerweile heiß lieben und täglich an ihr knabbern – manche sogar ein bisschen fester – und ihr gezeigt haben wie fest grenadische Wasserbewohner zubeißen können, – sie meint die Killerfische haben nur auf sie gewartet – läuft der Tagesablauf schon ganz rund. 🙂

Zugegeben, nicht nur die Fische sondern auch unser Leichtmatrose hatte die ersten paar Tage ein paar Umstellungsschwierigkeiten – durch die nun erweiterte Crew – die sich aber mittlerweile in Wohlgefallen aufgelöst haben. Der Rudelzuwachs gefällt dem jungen Burschen mittlerweile schon ganz gut und er genießt es sichtlich nicht nur von seinem alten Herrchen die morgendliche Kraulsession zu erhalten.

Wie ihr wisst haben wir Hurrikansaison und es hat sich wieder einmal gezeigt, das Wetter gut im Auge zu behalten. Der erste Hurrikane – Arthur – ist zwar weit im Norden an der Ostküste der USA vorbeigezogen, aber die letzte „Tropical Depression“ hat sich knapp nördlich von Grenada erst am Freitag aufgelöst. Trotzdem gibt es immer wieder unerwartet heftige Gewitterstürme.

So auch in der Nacht von Freitag auf Samstag, als gegen Mitternacht plötzlich heftiger Wind und Starkregen einsetzt. Bei Windböen bis 60 Knoten zerren die vor Anker liegenden Schiffe heftig an den Ankerketten. Selbst hier in der Bucht ist der Schwell und das Wellenbild von einer Sekunde auf die andere gewaltig. Sicht ist durch den Starkregen, der in Kübeln vom Himmel fällt, außer bei den Blitzen, gleich Null. Mein Skipper wird durch das schlagende Sonnendach über der Vorschiffsluke geweckt, bei dem ein 10 mm starkes Gummiseil gerissen ist und das Sonnendach mit Getöse gegen die Reling schlagen lässt. Waschelnass und durch die heftig auf ihn einschlagenden Regenguss mit auch mehr als leicht gerötete Haut verholt er sich ins Cockpit und betet inständig, dass das über das ganze Schiff gespannte Sonnensegel den Belastungen standhält, als ein Blick im Blitzlicht auf den neben uns liegenden 50 Fuß Katamaran das Schlimmste befürchten lässt. Der Anker hält sichtlich nicht und der Katamaran treibt, von der schlafenden Besatzung unbemerkt, auf das nur 100 m weiter hinten liegende Riff zu. Weder auf Funkanrufe noch auf Lichtsignale reagiert die Besatzung. Erst als der Backbordrumpf auf dem Riff zu liegen kommt wird es auf dem Kat hell.

Mein Skipper startet das Beiboot und kommt zu Hilfe. Die weiteren Funkrufe, durch das hier sehr perfekt organisierte Cruisers Net  – ein Funknetz das die Segler untereinander eingerichtet haben – verständigen die Küstenwache und den vor Ort organisierten privaten Hilfsdienst von Rescue 1. Auf die Küstenwache warten wir bis heute 🙁

Gottseidank haben wir einen neuen starken Außenborder am Dinghi sodass es gelingt den Katamaran mit unserem Beiboot trotz des schweren Wetters vom Riff abzuhalten bis weitere Hilfe eintrifft. Innerhalb von 30 Minute sind sicherlich 10 weitere Segler zu Hilfe gekommen, können gemeinsam den havarierten Katamaran vom Riff befreien und zu einer Anlegestelle schleppen. Glück im Unglück, nur ein Ruder verbogen und ein paar kleinere Löcher im Backbordrumpf. Der Wassereintritt lässt sich mit Bordmittel unter Kontrolle halten. Die Frage jedoch an den Skipper, nachdem dieser Kat vor ein paar Tagen bei leichterem Wetter bereits einmal auf Drift gegangen ist – wann lernst du richtig zu Ankern? – ist wohl nicht unberechtigt.

Tja, diese Dinge passieren hier öfters und man sollte das Ankerliegen nicht auf die leichte Schulter nehmen. Außer auf dem Kat hat es nur einige kleinere Schäden gegeben, verlorene und umgekippte Beiboote, Teile die von Bord geweht wurden; aber nichts Schlimmes und am nächsten Morgen helfen alle zusammen wieder Ordnung in das Chaos zu bringen.

Nachdem sich das Wetter nicht wirklich verbessert, hat meine Crew mich am nächsten Morgen von allen Sonnensegel befreit und ich genieße trotzdem die Regengüsse – wird doch endlich wieder das Salz von meinem Deck abgewaschen. Weiter im Westen, speziell bei den ABC Inseln und an der Nordküste von Kolumbien herrscht seit Wochen Starkwind sodass meine Crew beschlossen hat noch einige Zeit hier auf Grenada zu bleiben.

Die Crew nimmt alles gottseidank ganz entspannt, geht mit unserem Leichtmatrosen und gemeinsam mit Martina und Dietmar von der Mauna Loa zum nächsten Grenada Hash, damit der Bursche ein bisschen mehr Auslauf hat und wieder mal Ziegen und unterernährte Kühe treiben kann, shoppen in die Hauptstadt – das ultimative Abenteuer – , macht einen Kochkurs für lokale Küche, herrliche Grillabende und genießt das ein oder andere gemeinsame Bier.

Leichtmatrose Benny hat mittlerweile auch eine Grenada Hundemarke und unbeschränkte Aufenthaltsgenehmigung, dank eines sehr netten Tierarztes von der „Small Animal Clinic“ der Universität von Grenada. Und er hat sich auch mit ein paar Kläffern aus den näheren Häusern angefreundet. Obwohl die meisten trotzdem arme Hunde sind um die sich niemand wirklich kümmert.

So vergeht die Zeit und trotz allem ist die Beobachtung des Wetters das Tagesthema Nummer 1.

Ganz in unsere Nähe – drei Buchten weiter ist eines der sichersten Hurrikanholes in den Windward Inseln, das heißt wenn einer kommt werden hunderte Yachten dorthin pilgern. Ob da dann noch Platz für uns bleibt?

Wir hoffen stark, dass heuer kein Hurrikan in unsere Nähe kommt und der Wettergott Erbarmen mit uns hat.

Hoffentlich geht es euch ebenfalls so gut wie uns, und senden ganz liebe Grüße und lasst euch die Sonne auf den Bauch scheinen 🙂

Selivra & Crew