Bennys Reisetagebuch No 5

Ahoi ihr Landratten

Ich bin jetzt mit meinem Herrchen und unserem Schiff eine ganze Woche alleine gewesen. Die ersten beiden Tage waren – ganz ehrlich – langweilig. Mein Herrchen hat nur geputzt, geschruppt und gesaugt. Dafür glaenzt unsere Selivra wieder ueberall. Naja, ich habe zwar versucht dazwischen immer wieder meine Spuren zu hinterlassen, es geht ja gar nicht das man nicht sieht das auf ihr auch ein Hund wohnt. Hab manchmal ganz schön geschimpft bekommen. Dafür bin ich am Abend und in der Früh mit langen Spaziergaengen an der Uferpromenade belohnt worden. Und ein bisschen frei Laufen durfte ich auch 🙂

Eigentlich ganz toll so mit uns Dreien. Soviel Aufmerksamkeit habe ich von meinem Herrchen ja sonst nicht.

Ich sag euch Palermo ist die Stadt der Hunde nicht nur das hier haufenweise herrenlose Flokatis herumlaufen. Ich bin ja keiner – habe Herrchen und Flohhalsband 🙂 sondern nein, an jeder Ecke liegt haufenweise Müll für uns. Was es da zu schnuppern gibt – die herrlichsten Düfte. Mein Herrchen hat ganz gewaltigen Stress um mich vom fressen der Abfaelle abzuhalten. Aber manche duften einfach umwerfend. Vor allem die vor den Baeckereien und Fischstaenden. Mhmmm. Lecker.

Leider – aber so langsam hat er mich soweit, dass ich nicht alles gleich zwischen die Zähne nehme und koste. Hie und da übersieht er aber etwas. Naja, er hat ja noch Zeit mich zu erziehen.

Und die Menschen hier sind super. Alle lieben anscheinend Hunde. Ich habe noch kein böses Wort gehört, nur anlocken wollen sie mich andauernd. Ob das wohl ist, weil ich so lieb schaue?

Aber ganz so einfach mach ich es ihnen nicht. Da ist schon mal ein Blick zu meinem Herrchen ob ich denn darf. Und manche riechen auch gar nicht gut. Die schlafen auf der Strasse, in Hauseinfahrten und in den Parks. Mein Herrchen sagt das sind ganz arme Menschen, die nichts mehr haben und deshalb hier leben müssen. In dem grossen Park gleich beim Hafen da sehen wir immer ganz viele davon.

Die können wirklich froh sei, dass es im Winter nicht so kalt ist wie bei euch.

Leider ist mit der Fahrt ins Hinterland nichts geworden, da kein einziges leistbares Auto aufzutreiben war. Lauter Halsabschneider hat mein Herrchen ganz erbost gesagt. Also gehen wir weiter zu Fuss und erkunden so die Stadt in immer weiteren Kreisen.

Palermo hat schon was. Haufenweise Verkehr, Autos, viele Mopeds, und alle hupen andauernd und dann schreien die Fahrer aus den Autos heraus. Zugehen tuts da. Ich sags euch- Wahnsinn. Und ich versteh ueberhaupt nichts. Bin froh dass mein Herrchen immer weiss was abgeht. Das Ueberqueren einer Strasse kann schon zum Abenteuer oder Geduldsspiel werden.

Zwischen wunderschönen altern Gebaeuden, sind immer wieder Ruinen zu sehnen. Mein Herrchen sagt; die sind noch vom grossen Erdbeben im Jahre 1968. Da ist die halbe Stadt zerstoert worden und seit dem nicht komplett wieder aufgebaut. Mir kanns ja egal sein, denn an diesen Ruinen duftets herrlich. Und meistens gibt’s dort auch noch Katzen. 🙂 🙂 🙂

Am liebste sind mir allerdings die Maerkte. Da laufen wieder unzaehlige Zweibeinige ganz hektisch herum, aber unter den Markttischen gibt’s soviel Leckerein. Da faellt immer was ab für mich.

Viele wunderschöne versteckte Plätze und gaaaanz kleine Gaesschen gibt’s auch. In diesen Gassen ist es wunderschön kühl, weil dort die Sonne nicht bis an den Erdboden kommt und von oben die Tropfen der nassen Waesche fallen, die die Menschen hier aufgehaengt haben. Richtig angenehm ist das. Ich sag euch, da haengen Sachen über die Gassen. Unglaublich, ich wusste gar nicht das Menschen so komische Dinge zum Anziehen habenJ

Und zum Wachhund habe ich mich auch gemausert. Keiner kommt an unsere Selivra auch nur annaehernd heran, ohne lautes Geknurre und Gebelle von mir. Ich glaube ich kann mittlerweile ganz schön einschuechternd wirken. 🙂

Und mit dem boesen Buben vom Schiff der Küstenwache habe ich mich auch arrangiert. Inzwischen vertragen wir uns ganz gut, auch seinen kleinen Klaeffer, den er vorschickt, habe ich im Griff. Ich glaube es war ganz gut dass mein Herrchen da einmal kurz eingegriffen hat. Man kann es so sagen, wir ignorieren uns mittlerweile gegenseitig in aller Hoeflichkeit. Geht ja. Ein bisschen guter Wille und alles ist Bestens.

Im Hafen darf ich schon ganz frei laufen, seit ich bewiesen habe dass ich auch nach der Katzenjagd brav auf die Selivra zurückkomme. Und die Auto- und Modepfahrer passen auch halbwegs gut auf mich auf. Ich bin ja jetzt schon ein junger Mann. In 10 Tage werde ich sechs Monate alt. Das heisst schon was. 🙂 Mein Herrcehn meint ich habe jetzt schon fast 30 kg.

Mein Herrchen wollte für euch schon viele Fotos von mir in der grossen Stadt machen, aber immer wenn ich stillsitzen soll laufe ich zu ihm. Es hat ja auch gar keinen Sinn mich in der Sonne zu Photographien. Ist doch viel zu heiss.

Morgen kommt die neue Mannschaft, und dann gehts endlich wieder los und raus aufs Meer. Ich bin schon richtig gespannt wohin, und ich freue mich auch wieder auf den kühlenden Wind. Denn hier – es ist mir ehrlich gesagt zu heiss.

Also bleibts anstaendig, folgt den Lehrern ein bisschen, nicht zuviel, die brauchen ja Beschaeftigung mit euch. Und bleibt mir treue Leser.

Euer Benny

P.S. also wenn der Sizilianische Hebst schon soooo heiss ist, wie ist denn da der Sommer. Ich glaub ich möchte das gar nicht wissen.

Und vielen Dank fuer die vielen lieben Briefe. Ich hoffe ich kann alle einmal beantworten. Ich uebe schon fleissig um zumindestens die Unterschrift zu könne.